Über das Stück

   

Höllenfeuer, Luther, der Rebell

Theaterstück des Staufersaga Vereins und der Schönblick gemeinnützige GmbH, von Matthias Ihden


Im Palast des Papstes kommen der Papst und der gerissenen Nuntius Girolamo Aleandro zusammen. Sie unterhalten sich, wie sie es am besten anstellen, dem Erzbischof von Magdeburg Albrecht das Geld aus der Tasche zu ziehen, weil Albrecht der neue Erzbischof von Mainz werden möchte.


Zur gleichen Zeit trifft Martin Luther seinen Freund Georg Spalatin, er ist auch der Sekretär und Bibliothekar des Kurfürsten Friedrich von Sachsen. Bruder Martin erzählt Georg von seinen Ängsten vor dem Höllenfeuer, in dem er garantiert enden wird, weil fest davon überzeugt ist, kein gottgefälliges Leben zu führen. 


Mittlerweile konnte sich der Papst mit dem Erzbischof Albrecht einigen, dass er gegen eine Zahlung von 24.000 Golddukaten die Bischofswürde von Mainz erhalten wird. Der einzige Haken an der Sache, Albrecht ist zwar reich, aber so viel Geld hat er nun doch nicht. Der Papst braucht das Geld für seinen ausschweifenden Lebensstil und seine Berater sind findig bei der Suche nach Auswegen und neuen Geldquellen. Albrecht wird das Recht zugesprochen, Ablässe im Wert von 50.000 Golddukaten zu verkaufen, wobei die Hälfe dem Papst zufällt und mit der anderen Hälfte soll Albrecht seine Schulden beim Papst abbezahlen. Das Geschäft ist perfekt. 


Es wird der skrupellose Benediktiner Mönch Johann Tetzel beauftragt, die Ablässe unter das Volk zu bringen. 

In einer flammenden Rede beschimpft Tetzel die Sünder und schmeichelt den Menschen, droht mit dem Fegefeuer und der Hölle, in der alle, die keinen Ablass kaufen, unweigerlich enden werden. Und das Besondere, mit seinem Ablass werden die schändlichsten Taten von Gott gnädig vergeben, ohne Reue und ohne Buße.


Und Luther? Luther, dem das Treiben von Tetzel nicht verborgen bleibt, ist außer sich. Er, der sich sein halbes Leben mit der Vergebung Gottes beschäftigt hat. Er hat sich gequält, um das Wesen der Buße zu verstehen und nun kommt einer daher und verspricht Vergebung auf einem Stück Papier für ein paar Groschen. Das ist Betrug an der Seele des Menschen. Bruder Martin tobt, schimpft und protestiert, dieser Zustand ist für ihn nicht hinnehmbar, einfach unmöglich. Er schreibt im Laufe von Monaten 95 Thesen gegen den Ablasshandel, die er an die Schlosskirche von Wittenberg anschlägt.

95 Thesen, das sind 95 Angriffe auf den Papst und seiner Auslegung der Buße und Gottes Gerechtigkeit. Luthers Thesen werden nachgedruckt und überall im Land laut vorgelesen. Die Menschen sind neugierig und erfreut, ist doch ein Mönch und Universitätsprofessor bereit, laut und öffentlich die Kirche, ja selbst den Papst zu kritisieren. Jeder weiß aber auch, dass eine allzu öffentliche Kritik gegen die Kirche, ein schnell den Kopf kosten kann.


Im Rom herrscht helles Entsetzen, Ketzerei. Nur der Papst bleibt gelassen, lässt er sich doch nicht von einem Mönchlein, das sich auch mal wichtigmachen möchte ins Bockshorn jagen. Er prophezeit, dass man innerhalb kürzester Zeit, nichts mehr von diesem Martin Luther aus dem barbarischen Deutschland hören wird. Man soll ihm nur mal gehörig die Leviten lesen.


Aber der Papst irrt sich. Luther fühlte sich von seinem Erfolg im Land so getragen, dass er weitere Bücher schreibt und drucken lässt. Niemand zuvor nutzt die Technik des Buchdrucks so intensiv und geschickt wie Martin Luther. In einem atemberaubenden Tempo verbreitet Luther seine Haltung zu Kirche und zum Papst. Der römischen Kurie und dem Papst wird ganz schwindlig, wie schnell Luthers Bücher in ganz Europa bekannt und zu erhalten sind. Ein Zustand, der auf keinen Fall hingenommen werden kann. Luther muss jetzt zum Schweigen gebracht werden. Das alles ist Ketzerei, nun muss Schluss sein. 


Luther wird nach Augsburg berufen, um dort vor dem gefürchteten Kardinal Cajetan, seine ketzerischen Reden abzuschwören und zu widerrufen. Bruder Martin, der genau weiß, dass Päpste, schon aus weit geringeren Gründen, abtrünnige Priester im Ketzerfeuer verbrannt haben, kommt mit großer Angst und Sorge nach Augsburg. Eingeschüchtert und ängstlich bringt Bruder Martin das erste Verhör hinter sich. Aber am nächsten Tag ist der kleine Mönch nicht wiederzuerkennen, er ist stur, beschimpft laut den Papst und das Schlimmste, er hat keinen Respekt vor dem Papst und den Oberen der Kurie.


Aus Sorge, dass er verhaftet und in Ketten nach Rom gebracht wird, flüchtet Luther in der Nacht aus Augsburg, zurück in sein sicheres Wittenberg.


Und was nun folgt, gab es noch nie und entsetzt weltlichen und kirchlichen Fürsten. Martin Luther verfasst eine Schrift über die Ereignisse in Augsburg und zwar klar aus seiner Sicht der Dinge. Tage später wurde die Schrift gedruckt und verteilt sich in Windeseile im ganzen Land. Egal was nun die Priester von der Kanzel gegen Luther predigten, nun kennt man ja die Wahrheit von Martin Luther direkt und was die Kirche sagt, musste dann ja gelogen sein.


Nun gibt es kein Halten mehr in Rom, Luther muss mit allen Mitteln zum Widerruf, oder am besten ganz zum Schweigen gebracht werden. 


Agnes, die Tochter eines reichen Händlers aus Wittenberg, gerät mit ihrer Mutter in einen heftigen Streit, da Agnes sich gegen ihren Mann versündigt hat. Frauen, die eine so schwere Sünde begehen, werden aus der Gesellschaft ausgestoßen und ihrer Familie droht der Untergang. Aus Sorge, dass ihr Beichtgeheimnis bei den Priestern kein Geheimnis bleibt, geht Agnes nicht zur Kirche. Aber wie soll sie nun ihre Seele vor dem Höllenfeuer bewahren. Ohne eine Beichte gibt es keine Vergebung. Rat und Hilfe findet sie bei Martin Luther, einem Freund der Familie.


Bruder Martin hofft derweil auf dem Reichstag in Worms Gerechtigkeit und eine Anhörung vor einem unabhängigen Gericht zu finden. Aber der Papst wird mir allen Mitteln verhindern, dass Luther in Worms einen großen Auftritt bekommt und sendet seinen verschlagenen Botschafter Girolamo Aleandro zum Kaiser, um Schlimmstes zu verhüten. Die Gegenpartei um Kurfürst Friedrich, setzt alles daran, Luther vor dem Kaiser sprechen zu lassen und zieht ebenso zu Kaiser Karl.


Der Wormser Reichstag - Die Bühne ist voll mit Menschen, der Kaiser, Großkanzler, Fürsten, Ritter, Händler und Bauer, alle wollen sehen und hören, ob Martin Luther seine Thesen und Bücher widerrufen wird. In seiner berühmten Rede wird Martin Luther vor die Menschen treten und Entsetzen für die einen und Freude für die anderen bringen.


Das Stück endet auf der Wartburg, auf der Martin Luther sich als Junker Jörg vor den Häschern des Kaisers und Papstes versteckt hält.